Ein großer Teil des nächtlichen Vogelzugs in Europa verläuft über die Nord- und Ostsee.
Dabei wird allgemein angenommen, dass die zunehmende Anzahl an Offshore-Windparks ein wachsendes potenzielles Kollisionsrisiko für Zugvögel darstellt und die Zahl der Kollisionsopfer mit stärkerem Zugaufkommen zunimmt. Hierzu gibt es jedoch aufgrund fehlender geeigneter Erfassungsmethoden auf See bisher kaum empirische Daten.
Das Hauptziel der Studie war es, das Kollisionsrisiko von Zugvögeln zu quantifizieren und zu überprüfen, ob es eine starke positive Beziehung zwischen Kollisionsrate und dem Zugaufkommen gibt.
Die Untersuchungen wurden mit unterschiedlichen Methoden in einem küstennahen Onshore-Windpark durchgeführt. Neben Radarerfassungen (BirdScan MR 1 von Swiss Birdradar Solution AG) wurden KI-basierte Stereokameras (AVES Offshore HPC von ProTecBird GmbH) kombiniert, um die Zugaktivität sowie Vogelflugbewegungen in der Rotorebene genau zu erfassen. Zusätzlich wurde die Anzahl der Kollisionsopfer während regelmäßiger Begehungen des Geländes ermittelt.
Es zeigte sich, dass selbst in Nächten mit hoher Zugintensität die Wahrscheinlichkeit von Kollisionen nicht anstieg. Somit konnte ein stark positiver Zusammenhang zwischen einer hohen Zugintensität und der Wahrscheinlichkeit von Vogelkollisionen nicht bestätigt werden.
Insgesamt war die Anzahl der Rotordurchflüge während des Betriebs der Anlagen sehr gering. In der Nacht wurde im Mittel ein Rotordurchflug pro 132 Betriebsstunden erfasst, sofern die Rotordrehzahl zwei Umdrehungen und mehr pro Minute betrug.
Bemerkenswert war, dass bei stillstehenden Turbinen 20-mal mehr Vögel die Rotoren durchquerten als bei laufendem Betrieb. Dies deutet auf eine verringerte Ausweichreaktion der Vögel bei stillstehenden Turbinen hin.
Zusammengefasst zeigte sich, dass über 99 % der Vögel sowohl tags- als auch nachtsüber den Rotoren auswich. Gleichzeitig lag das geschätzte Gesamtkollisionsrisiko für Vögel, die das Windparkgebiet durchflogen, nicht höher als 0,004 %.
Die Ergebnisse stellen frühere Annahmen über das Kollisionsrisiko infrage. Die Übertragbarkeit der Studie auf den Offshore Bereich muss in zukünftigen Studien näher untersucht werden.
Hier können Sie die Studie herunterladen:

